Life-Sciences-Standort Wildau wächst
Ob bei der Behandlung von Herz-, Blut- oder Krebserkrankungen – Stammzelltherapien sind aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken. Ab dem Jahr 2024 wird auch der Technologie- und Wissenschaftspark Wildau dabei eine wichtige Rolle spielen: Die Hemafund Europe GmbH wird hier ab dem kommenden Jahr eine Biobank betreiben, in der Bestandteile von Nabelschnur, Plazenta und Nabelschnurblut gesammelt, verarbeitet und gelagert werden.
Diese enthalten sowohl Zellen des Kindes als auch der Mutter und können bereits heute zur Behandlung verschiedener Krankheiten eingesetzt werden – darunter Tumorerkrankungen wie Leukämien und Lymphome. Bei diesen Erkrankungen werden die Tumorzellen durch eine Chemo- oder Strahlentherapie zerstört. Allerdings gehen hierbei auch gesunde Zellen des blutbildenden Systems zugrunde und müssen ersetzt werden. Die erkrankten Personen benötigen neue Blutstammzellen, welche beispielsweise aus dem Nabelschnurblut isoliert werden können. Die Vertragsunterzeichnung für die Ansiedlung der Hemafund Europe GmbH fand nun im Rahmen eines Pressetermins im Wildauer Zentrum für Luft- und Raumfahrt statt.
Der Fokus des 2022 gegründeten Start-ups liegt auf der Entwicklung von stammzellbasierten Zelltherapieprodukten, insbesondere für Neugeborene mit angeborenem Herzfehler oder Frühgeborene. Dabei bietet besonders die Verwendung von patienteneigenem Nabelschnurblut einige Vorteile, so können beispielsweise immunologische Komplikationen vermieden und optimale Gewebeübereinstimmungen sichergestellt werden. Die Vision des Start-ups besteht darin, die Gesundheit der Menschen durch innovative Zelltherapien zu verbessern und die Zukunft dieser neuartigen medizinischen Technologie zu gestalten. Dazu arbeitet das Start-up eng mit renommierten Institutionen wie der Charité-Universitätsmedizin Berlin, dem Berlin Institute of Health (BIH) an der Charité und dem Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik zusammen.
Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten für aktuell nicht behandelbare und chronische Erkrankungen
Am Standort Wildau wird die Hemafund Europe GmbH eine zuverlässige und hochmoderne Infrastruktur aufbauen, damit in der Biobank postnatale Zellen und Gewebe gesammelt, verarbeitet und in flüssigem Stickstoff bei -196 Grad Celsius langfristig kryokonserviert werden können. „Die Einrichtung einer Biobank und eines Zellkulturlabors nach GMP-Standards ermöglichen uns, einen umfangreichen Bestand an Blutprodukten, Zellen, Zellzubereitungen und Gewebeproben aufzubauen. Dieser dient zum einen als Grundlage für unsere Forschung und Entwicklung, zum anderen können wir aber auch im Rahmen von klinischen Studien und Zelltherapiebehandlungen darauf zurückgreifen, um perspektivisch Behandlungsmöglichkeiten für aktuell nicht behandelbare und chronische Erkrankungen zu entwickeln“, erklärt Benjamin Kurtze, Geschäftsführer der Hemafund Europe GmbH. „Unser Konzept verfolgt eine Strategie, welche auf personalisierte und zellbasierte therapeutische Ansätze setzt und die natürlichen und regenerierenden Eigenschaften von Stammzellen nutzt.“
Dabei kann die Hemafund Europe GmbH auf die 18-jährige Expertise und Erfahrung der Hemafund-Gruppe im Bereich der Biotechnologie zurückgreifen. Die Gruppe umfasst eine private und eine öffentliche Nabelschnurblutbank, ein F&E-Zentrum mit Zellkulturlaboratorien, ein klinisches Labor, eine Kryobank für Zellen mit angeschlossener Kühlkette für Zelltherapeutika und eine Zelltherapieklinik mit Sitz in Kiew (Ukraine). Bisher wurden mehr als 26.000 Familien in der Ukraine und im Ausland betreut, zusätzlich wurden 240 Knochenmark-transplantationsproben vorbereitet und gelagert. Aufgrund kriegsbedingter Einschränkungen erweitert das Unternehmen nun seinen ukrainischen Standort um die Biobank und das Zellkulturlabor im Technologie- und Wissenschaftspark Wildau.
Exzellente Rahmenbedingungen für innovative Unternehmen
„Der Standort Deutschland war bereits in der Vergangenheit in diesem medizinischen Bereich Pionier: Hier wurde 1997 die erste Nabelschnurblutbank Europas errichtet“, erklärt Benjamin Kurtze. „Ich freue mich, dass wir an diese Tradition anknüpfen, indem wir innovative Therapien anbieten und die Einsatzmöglichkeiten von körpereigenen Applikationen erweitern können. Der Standort am grünen Campus Wildau mit seinem historischen Industriecharme ist für unsere Mission ideal. Die zentrale Lage in der Metropolregion Berlin-Brandenburg, die dichte Hochschul- und Forschungslandschaft und die gute regionale Verkehrsinfrastruktur mit dem Hauptstadtflughafen BER bieten exzellente Rahmenbedingungen für innovative Unternehmen.“
Stefan Bauer, Teamleiter Gesundheitswirtschaft & Life Sciences der Wirtschaftsförderung des Landes Brandenburg (WFBB) ergänzt: „Ich freue mich sehr, dass wir in Wildau, in der Technologie- und Wissenschaftsregion dahme_innovation, ein neues Unternehmen begrüßen dürfen. Nach dem Robert-Koch-Institut, der OBERON GmbH, der Oculyze GmbH und der BIOMES NGS GmbH baut der Standort mit der Hemafund Europe GmbH nun seine Kompetenz in einem Kernbereich der Life-Sciences-Branche aus.“
Stärkung der Innovationsachse Berlin – Lausitz
Auch Gerhard Janßen, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dahme-Spreewald, freut sich über die Neuansiedlung: „Dass die Hemafund Europe GmbH in Wildau eine Biobank für menschliche Zellen und Gewebe aufbaut, um neue Therapieansätze zu entwickeln, zeigt einmal mehr, wie zukunftsfähig der Landkreis Dahme-Spreewald aufgestellt ist. Durch die Kooperation mit Berliner Einrichtungen wird außerdem die Innovationsachse Berlin – Lausitz gestärkt. Ich freue mich sehr, die Hemafund Europe GmbH im Technologie- und Wissenschaftspark begrüßen zu dürfen, und wünsche ihr einen erfolgreichen Start.“
* GMP = Good Manufacturing Practice (gute Herstellungspraxis). Der Begriff bezeichnet Richtlinien zur Qualitätssicherung der Produktionsabläufe und -umgebung in der Produktion von Arzneimitteln und Wirkstoffen.
Veröffentlichungsdatum:
- 7. Oktober 2023
Quelle:
Wirtschaftsförderung Dahme-Spreewald
Bildquelle:
Yaroslav Issakov (Gründer und Geschäftsführer Hemafund Ukraine), Benjamin Kurtze (Geschäftsführer Hemafund Europe GmbH), Kateryna Isakova (Geschäftsführerin Hemafund Europe GmbH), Gerhard Janßen (Geschäftsführer WFG Dahme-Spreewald mbH) (v.l.n.r.)
© Wirtschaftsförderung Dahme-Spreewald / Hemafund Europe GmbH